Geschichte
zańdźenosć / stawizny

Foto Wassermann


Im Zuge der Völkerwanderung besiedelten slawische Stämme das gesamte heutige Ostdeutschland bis nach Franken und ins Hannoversche Wendland hinein. Unter ihnen waren die Lusizer und Milzener in der heutigen Nieder- und Oberlausitz. Sie gaben der Lausitz (Łužyca - Niedersorbisch / Łužica - Obersorbisch = Sumpfland) ihren Namen.



Geschichte der slawischen Stämme

Errichtet wurden dabei über 100 Burgwälle, wie Sie heute rekonstruiert in Raddusch/Raduš besuchen können. Einen nach altem Muster aufgebauten mittelalterlichen Siedlungsausschnitt finden Sie am Heimatmuseum Dissen/Dešno unter dem Namen "Stary lud" (= das alte Volk). Im 10. Jahrhundert wurden die slawischen Stämme nach langen und wiederholten Kämpfen unterworfen und christianisiert.

Durch die im Zeitenlauf unterschiedliche territoriale Gliederung und Zuordnung der Lausitz beispielsweise zu Brandenburg/Preußen und Sachsen waren die einzelnen Gebiete sehr unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt. Der Zuzug deutscher und anderer Siedler und germanisierende Politik führten zu einer Assimilation vor allem vom Rand des sorbischen/wendischen Gebietes aus. In anderen Gebieten wie um Cottbus/Chóśebuz und Peitz/Picnjo hingegen wurde eine der Sprache mehr förderliche Politik betrieben, so dass dort bis heute eine deutlich stärkere Sprachsubstanz feststellbar ist.


Die sächsische Sorbenpolitik war etwas liberaler als die preußische, so dass sich in der sächsichen Oberlausitz im 19. Jahrhundert eine stärkere nationalbewusste Schicht heraus bildete als in der preußischen Lausitz. Dennoch gab es auch hier Pfarrer, Lehrer und Autoren, die sich für Kultur und Sprache einsetzten. Zeitungen und Vereine wurden gegründet, Feste organisiert. Vor allem mit der Reichsgründung 1871 und den folgenden deutschnationalen Bestrebungen wurde dies wieder schwerer. Dennoch wurden diese Aktivitäten fortgesetzt. So wurde 1912 auch die Domowina als Bund wendischer Vereine gegründet. Sie ist auch heute der sorbische/wendische Dachverband.

In der Zwischenkriegszeit gab es einen Aufschwung im künstlerischen und medialen Bereich, auch wenn die Umsetzung der in der Weimarer Verfassung garantierten Rechte ausblieb. Während des Nationalsozialismus wurde zunächst versucht, die Sorben/Wenden als "wendischsprechende Deutsche" zu definieren. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre wurden dann jedoch öffentliche sorbische/wendische Aktivitäten, Vereine, Gottesdienste, Medien und Unterricht verboten, sorbische/wendische Aktivisten aus der Lausitz verbannt, geografische Namen eingedeutscht, die Bezeichnung "wendisch" zurückgedrängt und Pläne entwickelt, die Sorben/Wenden nach Kriegsende als "führerloses Arbeitsvolk" umzusiedeln.

Von der DDR wurde ab den 1950er Jahren zunächst unter dem Motto "Die Lausitz wird zweisprachig" ein Netz von sorbischen kulturellen, wissenschaftlichen und Bildungsinstitutionen gegründet, sorbischer/wendischer Unterricht eingerichtet, öffentliche Zweisprachigkeit aufgebaut und Kulturpflege ausgebaut. Wenig später wurde dieser Kurs zurückgenommen und es hieß nun "Die Lausitz wird sozialistisch". Staatliche Sorbenpolitik wurde zwar betrieben, konzentrierte sich jedoch auf Kultur und fand unter der Bedingung der Einordnung sorbischer Organisationen in das DDR-System statt. Andere Entwicklungen wie Kollektivierung der Landwirtschaft, Aufbau der Industrie mit großem Arbeitskräftezuzug in die Lausitz und Siedlungsabbrüche für die Braunkohleförderung hatten eher negative Auswirkungen auf sprachliche und kulturelle Substanz.

Nach der politischen Wende organisierte sich das sorbische/wendische Leben neu. Institutionen wurden umstrukturiert, Vereine organisierten sich demokratisch neu, die staatliche finanzielle Unterstützung wurde durch die Gründung der Stiftung für das sorbische Volk durch den Bund, den Freistaat Sachsen und das Land Brandenburg neu geregelt sowie neue gesetzliche Regelungen zum Minderheitenschutz erlassen.

Quelle: https://mwfk.brandenburg.de/mwfk/de/kultur/sorben-wenden/


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